Bundesweite Aktion #LasstDieSauRaus

 

Wir fordern die Abschaffung der grausamen Kastenstände!

 

Nürnberg, 20.04.2020: Das Thema Sauenhaltung im Kastenstand wird seit einiger Zeit heiß diskutiert. Mehrfach wurde eine Abstimmung im Bundesrat zur Änderung der Nutztierhaltungsverordnung inklusive einer Regelung zum Kastenstand verschoben. Proteste gab es, weil sowohl das Bundeslandwirtschaftsministerium als auch der Agrarausschuss des Bundesrats diese qualvolle Haltungsform jeweils dauerhaft beibehalten wollen. Die Verhandlungen zwischen den Vertreter*innen der Länder und dem Bundeslandwirtschaftsministerium gehen weiter. Gemeinsam mit rund 30 weiteren Organisationen fordern die Deutsche Tier-Lobby und Menschen für Tierrechte Nürnberg e.V. die Abschaffung der Kastenstände, da diese überholte Haltungsform in keiner Weise mit dem angeblich von der Politik angestrebten Tierwohl vereinbar ist.

 

In Deutschland erleiden jährlich fast 2 Millionen Mutterschweine eingesperrt im fast körper-engen Kastenstand ein unermessliches Martyrium. Sie sind einem qualvollen Kreislauf ausgesetzt: Die Tiere werden in ihrem Metallkäfig vom Besamer künstlich befruchtet und müssen dann vier Wochen im Kastenstand bleiben, damit die Trächtigkeit erhalten bleibt. Eine Woche vor dem Abferkeltermin werden sie wieder im Kastenstand bis zum Ende der Säugezeit fixiert. Insgesamt verbringen die Tiere so die Hälfte ihres Lebens im Kastenstand.

 

Grausame Realität in der Schweinehaltung

Ein Kastenstand ist nicht einmal groß genug, dass sich die Tiere darin umdrehen können. Die Schweine sind ihrem Schicksal in völliger Unbeweglichkeit ausgeliefert und zeigen dadurch massive Verhaltensauffälligkeiten: sie schlagen sich z.B. in ihrer Verzweiflung die Nasen an den Gitterstäben blutig.

[L1] „Diese engen Metallkäfige, die keinerlei Bewegungsspielraum lassen, passen nicht in ein Land, in dem der Tierschutz im Grundgesetz verankert ist!“ Diese Zwangsmaßnahme verursacht anhaltende Schmerzen, Leiden und Schäden, genau das, was das Tierschutzgesetz in seiner Generalklausel verbietet – betont Claudia Preuß-Ueberschär von Contra Industriehuhn Wedemark (CIW).

 

Die Rechtslage sieht anders aus

Die aktuell gültige Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung sieht bereits seit 1992 vor, dass es jedem Schwein zumindest möglich sein müsse, ungehindert in Seitenlage die Gliedmaßen auszustrecken. Sie wurde 2015 in einem wegweisenden Urteil vom Oberverwaltungsgericht Magdeburg und im Jahr 2016 vom Bundesverwaltungsgericht dahingehend präzisiert, dass entweder der Kastenstand mindestens der Widerristhöhe der Sau entsprechen oder der daneben befindliche Kastenstand leer sein muss.

 

Tierschutz contra wirtschaftliche Interessen

Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner hat daraufhin eingeräumt, dass die geforderten Kastenstände in der Realität kaum anzutreffen seien. Praxisüblich sind – bis heute – wesentlich engere Kastenstände. Statt dafür Sorge zu tragen, dass zumindest die bestehenden Vorschriften umgesetzt werden, will Julia Klöckner die Rechtslage anpassen. Die Vorlage aus ihrem Ministerium sieht eine vollständige Streichung der Anforderung vor, dass Sauen in Seitenlage ihre Gliedmaßen ungehindert ausstrecken dürfen – für die nächsten 15 bis 17 Jahre. Nach dieser Frist soll die Zeit im Kastenstand auf insgesamt 13 Tage begrenzt werden. Außerdem sollen die Käfige etwas breiter werden, allerdings nicht so breit, dass sie das ungehinderte Ausstrecken in Seitenlage ermöglichen.

„Es ist skandalös!“ sagt Sylvia van Eesbeeck von der Deutschen Tier-Lobby „Julia Klöckner ist dafür verantwortlich, dass rechtskräftige Urteile umgesetzt werden und dass Tierschutz nicht wiederholt von wirtschaftlichen Interessen untergraben wird. Schweine sind nachweislich hochintelligente, soziale, gesellige Tiere. Sie sind leidensfähig und haben kognitive Fähigkeiten. Sie im Kastenstand zu isolieren und ohne jegliche Ablenkung und Bewegung vor sich hin vegetieren zu lassen, ist ethisch nicht zu vertreten! Frau Klöckner spricht in Sonntagsreden von Tierwohl. Aber Reden reicht nicht - Tierwohl muss endlich umgesetzt werden.“

 

Kastenstände müssen komplett abgeschafft werden!

Die Deutsche Tier-Lobby und ihre Partner drängen auf eine vollständige Abschaffung des Kastenstands. Jeder Tag im Kastenstand ist grausame Tierquälerei. Zudem bestehen aufgrund der Vollzugsdefizite in Deutschland massive Zweifel daran, dass kürzere Aufenthaltsdauern wirksam überprüft werden. Tierärztliche Kontrollen finden in landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland durchschnittlich nur alle 17 Jahre statt. Ein Plan zum vollständigen Ausstieg aus dem Kastenstand ist ferner aus Gründen der Planungssicherheit für die Landwirte zwingend geboten. Kastenstände verstoßen gegen das Tierschutzgesetz und das Grundgesetz! Jede Haltungsverordnung, die Kastenstände erlaubt, ist damit anfechtbar.

 

Die Forderung: #LasstDieSauRaus!

Etliche Tierschutzorganisationen haben sich für einen bundesweiten Online-Aktionstag zusammengeschlossen: Am 02. Mai 2020 werden unter dem Hashtag #LasstDieSauRaus Stellungnahmen gegen Kastenstände und für bessere Lebensbedingungen für (Mutter-) Schweine auf Facebook und Instagram gepostet. Der Bundesrat wird aufgefordert, in seiner Sitzung am 15.05. das Verbot von Kastenständen zu beschließen.

„Unser Protest gegen diese skandalösen Missstände wird weiter gehen. Wir werden nicht aufhören, bis Kastenstände vollständig abgeschafft sind, wie dies z.B. in Großbritannien längst der Fall ist“ sagen Lukas Feldmeier und Sylvia von Eesbeeck von der Deutschen Tier-Lobby stellvertretend für das Bündnis gegen Kastenstände, das sie ins Leben gerufen haben, und betonen mit Blick auf die Aktivitäten am 02.05.: „Wir wollen ein deutliches Zeichen setzen und damit verhindern, dass der Bundesrat mit seiner Zustimmung zum Fortbestand des Kastenstands das Schicksal von Millionen Muttersauen besiegelt!“

 

Direktlink zur Aktion:

https://www.facebook.com/events/774358126304351/

 

Weitere Informationen zum Kastenstand:

https://www.youtube.com/watch?v=XQoyiLb1Zgc

 

Pressekontakt:

Deutsche Tier-Lobby, Lukas Feldmeier, Tel. 0157-733 292 82,

l.feldmeier@deutsche-tier-lobby.de

 

Die folgenden Organisationen fordern mit der Deutschen Tier-Lobby und Menschen für Tierrechte Nürnberg e.V. die Abschaffung der Kastenstände:

 

Bündnis Bayerischer Tierrechtsorganisationen (BBT), Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e.V. (AGfaN), V-Partei³, Animals United, AkTIERvisten Oberland - Aktiv für Tierschutz und Tierrechte, Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei), Vegetarische Initiative e.V., Tier-&-Mensch Lindau / Bodensee, Tierhuus- Insel Föhr e.V. , Robbenzentrum Föhr, mensch fair tier, Tierschutzverein Noris e.V., DIE LINKE - Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz und Tierrechte Bayern, Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft, PAKT e.V., Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht, Partei für die Tiere, AKuT e.V., Grüne Jugend Nürnberg, Great Ape Project, Unsere Hände für viele Pfoten e.V., CIW Contra Industriehuhn Wedemark, ÖDP Nürnberg, Stiftung Mensch und Tier Neubiberg, Wildes Bayern e.V., Peter Hübner - im Kampf für die Rechte der Tiere, Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz, Grüne Jugend Hessen, Bürgerinitiative LAHSTEDT-ILSEDE FÜR TIER, MENSCH und UMWELT, Bündnis 90/Die Grünen Bezirksverband Mittelfranken.

Flyer per Klick vergrößerbar