Meinungen zur Veranstaltung vom 8.1.2019 und zum Stallbauantrag

Die HAZ Langenhagen Wedemark berichtete ausführlich über die Veranstaltung. Daraufhin schrieben zwei Leser Leserbriefe, die einige Tage später veröffentlicht wurden. In dem einen wird Bürgern vorgeworfen, aus ideologischen Gründen gegen alles zu sein, Windräder, Gewerbegebiete oder eben Stallbauten. Man könne davon ausgehen, dass der Bauherr alle gesetzlichen Auflagen erfüllen würde. Die heimische Landwirtschaft werde durch Auflagen an die Wand gefahren. Wer aus ethischen Gründen das Fleisch von Masthühnern nicht essen möge, solle Biohühner kaufen.

 Der zweite Leserbriefschreiber meint, die Bürger der Initiative zählten zur Klintel der Grünen und könnten sich Biohühner leisten. Das könne aber nicht jeder.

 

In zwei Leserbriefen, die den obigen Leserbriefschreibern antworten, nehmen andere Bürger Stellung (diese Leserbriefe sind nicht erschienen, sondern sie wurden geschrieben von Menschen, die im BI-Verteiler sind):

 

Leserbrief von Anneliese Wallat, Wennigsen

In Niedersachsen boomt die Intensivtierhaltung in Großanlagen wider jede Vernunft. Die Folgen sind Verunreinigung von Grundwasser und Boden sowie zunehmende Resistenzen von Krankheitserregern durch ungebremsten Antibiotikaeinsatz. Massentierhaltung ist nicht wesensgerecht und widerspricht dem gesunden Empfinden der Menschen. Sie lehnen diese Tierquälerei ab, werden diese überdimensionierten Ställe auch noch so schöngeredet. 
Alle Landwirte sollten mittlerweile erkannt haben, dass der Tierschutz in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Es ist ein Versagen der Politik, dass sie dieser Gigantomanie mit entsprechenden Gesetzen immer noch kein Ende gesetzt hat. Große Unternehmen werden mit EU-Subventionen immer noch bevorzugt, kleine und mittlere benachteiligt. Wen wundert da das "leise Höfesterben" in den letzten Jahrzehnten?
Es gibt gute Gründe, diese Art der Intensivtierhaltung abzulehnen: Die Tiere leiden an ihrer Überzüchtung - die Brustmuskulatur wächst extrem schnell und der Körper kann gegen Ende der Mast das Gewicht der Tiere kaum tragen, was zu schmerzhaften Gelenkerkrankungen sowie Herz- und Kreislaufproblemen führt. Sie stehen während der gesamten Dauer der Mast auf ihren Ausscheidungen, viele haben Entzündungen an den Fußballen. Gegen Ende der Mast ist es extrem eng in den Ställen. Viele Menschen wissen nichts davon. Es gibt zwar Tierhaltungskennzeichnungen, aber die sind - zumindest bisher - intransparent und wenig bekannt. Umfragen zeigen, dass viele Menschen mehr für Fleisch bezahlen würden, wären sie besser darüber informiert, wie die Tiere gehalten würden. Wenn Fleisch teurer würde, könnten die Verbraucher das in ihrem Geldbeutel ausgleichen, indem sie weniger Fleisch essen - gesünder wäre das ohnehin! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, aus gesundheitlichen Gründen den Fleischkonsum drastisch zu  reduzieren.
Durch die selektive Nachfrage z.B. bei Geflügel werden Reststücke, durch EU-Subventionen unterstützt, vornehmlich nach West- und Zentralafrika exportiert. Dort können die einheimischen Kleinerzeuger mit den Preisen nicht konkurrieren, was zu Massenabwanderungen in die Städte bis zu Fluchtursachen führt.
Es war abzusehen, dass der überdimensionierte Schlachthof in Wietze nicht ausgelastet sein würde. Hier geht es nicht um die Ernährung der hiesigen Bevölkerung, sondern um den Export - eine fatale Fehlentwicklung! Subventionen sind Steuergelder. 
Reichlich spät erkennt das niedersächsische Landwirtschaftsministerium "hohen Handlungsbedarf" aufgrund der Stickstoff- und Phosphat-Überschüsse. Diese Überschüsse landen im Grundwasser, das in Teilen Niedersachsens längst nitrat- und keimverseucht ist, und in den Flüssen bis ins Meer.
Die Landwirte sollten umsteuern und im eigenen Interesse die Agrarwende unterstützen; denn "die Position der Branche wird schwieriger", sagt der Agrarexperte Christian Janze der Unternehmensberatung Ernst & Young, der mit Forschern der Universität Göttingen zusammenarbeitet.
Meine Devise: esst weniger Fleisch, dann bleibt ihr alle gesünder - und der Grund und Boden auch!

 

 

Leserbrief von Hubert Rieping, Hannover

In der HAZ-Ausgabe Langenhagen/ Wedemark äußern sich zwei Leserbriefschreiber zum Bericht über die Veranstaltung der Bürgerinitiative gegen die in Wedemark Elze geplante Maststallerweiterung am 08. Januar in Bennemühlen. Ihren Argumenten soll hier widersprochen werden: Eine solch riesige Anlage mit 162.000 Mastplätzen und ca. sieben Mastdurchgängen pro Jahr hat erhebliche Auswirkungen auf Natur, Umwelt und Menschen, zumal der Betrieb sich im Bereich des Trinkwasserschutzgebietes Fuhrberger Feld befindet. Anwohner leiden schon heute unter LKW-Verkehr und Geruchsbelastungen. Gerade gegen Ende einer Mastphase riecht es in der Umgebung, je nach Windrichtung, stark und sehr unangenehm. Zwar sollen in den zwei bestehenden und den zwei neuen Ställen Filter eingebaut werden, aber Filteranlagen für Masthühner sind sehr wartungsintensiv und arbeiten nicht immer einwandfrei. Außerdem zeigen neue Studien aus den Niederlanden, dass diese Filter deutlich weniger Schadstoffe zurückhalten, als die Hersteller angeben.

 

Zu den antibiotika-resistenten Keimen ist zu sagen, dass in der Hähnchenmast immer noch erhebliche Mengen Antibiotika eingesetzt werden. Nur ein Teil der Keime wird abgetötet, wenn der Hühnerkot zunächst in eine Biogasanlage geht und dann auf den Acker. So werden Antibiotikaresistenzen begünstigt. Jeder Krankenhaushygieniker kann bestätigen, dass die Problematik zunehmender Antibiotikaresistenzen ihre Ursache sowohl im Bereich der Humanmedizin besonders wegen der großen eingesetzten Menge aber im Bereich der industriellen Tiermast hat. 

 

Die Behauptung, der Bedarf an Hühnerfleisch würde, wenn Deutschland nicht genug produziert, aus Ländern mit deutlich niedrigeren Standards kommen, stimmt so nicht. Deutschland führt Hühnerfleisch sowohl ein als auch aus. Die Importe kommen aber aus EU-Ländern, für die dieselben europäischen Richtlinien gelten wie für Deutschland. 

 

Festzustellen ist auch, dass in Deutschland, insbesondere Niedersachsen, so viel Gülle und Hühnerkot anfällt, dass ein Teil davon als Nitrat ins Grundwasser gelangt, welches dadurch zu stark belastet wird. Die Wasserwerke können bisher damit umgehen, aber unser Wasser wird immer teurer. 

 

Wenn Tiere anders gehalten werden, mit mehr Platz und besserer Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse, ist das Fleisch teurer. Essen wir also weniger Fleisch, dann gleicht sich das in unserem Portemonnaie wieder aus und es nützt nicht nur unserer Gesundheit, sondern auch der Umwelt und dem Klima. Weniger ist mehr!