Die Party ist vorbei ... ein Kommentar zur akuten "Corona-Krise"

 

Pandemie – Corona Krise – Covid-19 Infektion - alles Bezeichnungen für das, was wir gerade erleben. Ein submikroskopisch kleines Teilchen, eine infektiöse organische Struktur, die irgendwo zwischen Lebewesen und toter Materie anzusiedeln ist, legt unsere Systeme lahm und verbreitet Angst und Schrecken.

Diese Strukturen benötigen einen Wirtsorganismus, um ihrem einzigen Anliegen folgen zu können, nämlich die eigene Vermehrung. Die meisten Viren sind sehr wirtsspezifisch, viele vermehren sich ohne bei dem Wirtsorganismus langfristig großen Schaden anzurichten, weil sie kein Interesse daran haben, ihren Wirt zu verlieren.

Bei der Covid-19- Infektion ist ein eher seltenes Ereignis eingetreten. Ein Virus verlässt seinen Wirt und kann sich durch Veränderung, durch Mutation, einem anderen Wirtsorganismus anpassen. Das neue Corona Virus ist nach derzeitigem Wissensstand vom Wildtier, vermutlich von Flughunden, auf den Menschen übergetreten.

Es ist neu für uns, der menschliche Körper hatte noch keinen Kontakt mit Covid-19 und konnte sich demzufolge auch noch nicht darauf einstellen. Unser Immunsystem ist noch nicht trainiert. Wir haben es also mit einer sich exponentiell verbreitenden Virusinfektion zu tun, für die wir keine angemessenen körpereigenen Abwehrmechanismen zur Verfügung haben......Impfstoffe und Medikamente haben wir auch noch nicht - das macht die Sache so gefährlich.

Die Bundeskanzlerin hat es treffend gesagt, wir befinden uns in einer Ausnahmesituation wie sie nach dem 2.Weltkrieg noch nicht vorgekommen ist.

Wir hätten aber wissen können, dass ein solches Szenario möglich war und ist und dass es nicht eine Frage des „Ob“, sondern eine Frage des „Wann“ war.

In unseren westlichen Gesellschaften, die ständig und ausnahmslos „full speed“ gefahren werden, Ausbeutung und Effizienz die einzigen Dogmen sind, führen wir mit dem angewandten „Extraktivismus“ ( so nennen Wissenschaftler die Ausbeutung der Natur) einen Krieg gegen die Natur, den wir durchaus auch verlieren können.

Neben Virus sind Klimawandel, Artensterben und Antibiotikaresistenzen weitere Gefahren, die wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen schweben. Obwohl vieles davon schon 30 Jahre oder länger bekannt ist, eine Umkehr schon lange von Wissenschaftlern angemahnt wurde, hat Politik diese Gefahren Jahrzehnte lang nicht ausreichend auf dem Schirm gehabt. Gründe dafür sind sicherlich menschliche Hybris, Gier, Technikgläubigkeit und Ignoranz, aber auch die Tatsache, dass diese Gefahren schleichend daherkommen und nicht mit der Wucht einer solchen Infektionswelle zuschlagen wie wir es gerade bei Covid-19 erleben.

Aber Politik handelt eben auch immer erst dann, wenn der Tsunami schon da ist, sie ist offensichtlich unfähig vorausschauend zu denken und zu handeln und für unbequeme, aber für das Allgemeinwohl notwendige Maßnahmen in der Bevölkerung zu werben.

 

Die Folgen dieses „Shut down“, die gesundheitlichen, soziologischen und ökonomischen sind noch nicht abzuschätzen. Sie werden aber immens sein.

 

Wir haben zwei Handlungsstränge im Auge zu behalten. Einmal das Managen der Krise jetzt in der akuten Phase. Hier sollten wir allesamt das befolgen, was die Mediziner/ Infektiologen uns raten. Gesellschaftspolitische Fragen und Diskussionen, Fragen nach Schuld und vorausgegangenen Versäumnissen sind jetzt nicht zielführend. Sie helfen uns in der akuten Situation nicht weiter.

 

Aber es wird auch ein Leben nach der Krise geben und dann müssen natürlich Fragen gestellt werden. Wir müssen dafür sorgen, dass die Persönlichkeitsrechte ohne „Wenn und Aber“ wieder eingesetzt werden und wir müssen in der Gesellschaft darüber reden, wie wir unsere gemeinsame Zukunft gestalten wollen und welche Ziele wir verfolgen wollen.

 

Ein „Weiter so“ kann es nicht geben und schon gar nicht die Vorstellung, dass wir nun auch noch eine Schippe drauf legen müssten, um Entgangenes wieder aufzuholen. Wir müssen natürlich auch hinterfragen, warum unser Gesundheitssystem so auf Kante genäht wurde und die Arbeitskräfte bzw. Pflegekräfte - schlecht bezahlt - ein immenses Arbeitspensum leisten müssen.

 

Wir müssen die Systemfrage stellen!

 

Diese Pandemie sollte uns ein Warnschuss sein!

 

Wenn wir mit einem „blauen Auge“ aus der Krise herauskommen, sollten wir darüber nachdenken, ob bestimmte Bereiche wieder entglobalisiert werden müssen, so z.B. die Ernährung und die Gesundheit, gesellschaftliche Bereiche, die nicht in das kapitalistische Gewinnmaximierungssystem gehören. Massentierhaltung muss zum Auslaufmodell werden und die Landwirtschaft muss in eine regionale - Kreislaufwirtschaft betreibende - transformiert werden. Forschung zu und Herstellung von Antibiotika und auch anderen Medikamenten dürfen wir nicht weiter aus der Hand geben und diese in Billiglohnländern produzieren lassen. Das treibt uns in Abhängigkeiten, die wir nicht mehr managen können.

 

Was mahnende Stimmen aus der Wissenschaft und „Fridays for Future“ nicht geschafft haben, schafft vielleicht das Virus, diese für uns nicht wahrnehmbare aber sehr infektiöse und alles lahm legende Kleinststruktur.

 

Es liegt auch durchaus im Bereich des Möglichen, dass der Kapitalismus langfristig in der derzeitigen völlig entfesselten Art ein Ende finden wird. Kapitalismus ist ähnlich wie Virus zu sehen, nur auf einer anderen Ebene. Auch er hat nur ein Ziel - die Vermehrung - in diesem Fall eben die Vermehrung von Geld und zwar ohne Rücksicht auf die Natur und die planetaren Grenzen.

 

Wenn dieses ganze Desaster überhaupt einen Sinn haben könnte, dann den, dass sich etwas grundlegend ändern muss. Wenn wir nicht bereit sind Lehren daraus zu ziehen und wir weiterhin Krieg gegen die Natur führen, wird diese Infektionswelle nicht das letzte bedrohende Ereignis gewesen sein.

 

Es gibt bereits Stimmen aus der Wissenschaft, die Anhaltspunkte dafür benennen, dass der Rückgang der Artenvielfalt und der Zusammenbruch von Ökosystemen solche Infektionswellen befördern könnte.

 

Aus welcher Ecke die nächste Bedrohung kommen wird, ist noch unklar – eine weitere Infektion - das Versagen der Antibiotika - die Folgen der Klimaerwärmung - wir wissen es nicht. Wir können nur achtsamer mit Natur und Mitgeschöpfen umgehen in der Hoffnung, dass uns dieser blaue Planet als Lebensraum mit all unseren nichtmenschlichen Mitbewohnern erhalten bleibt.

 

Einen anderen haben wir nicht in Aussicht!

 

Claudia Preuß –Ueberschär

1.Vorsitzende

 

 

Link zur Albert Schweitzer Stiftung:

https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/tierproduktkonsum-pandemien?

 

Link zu einem Kommentar von Harald Lesch:

Corona-Virus - unnötiger Alarm bei Covid-19? zdf.de

 

Hier noch ein weiterer Link zum Thema, der zu einem sehr interessanten Artikel aus der "NW" führt. Dieser Artikel ist leider zur Zeit nur für Abonnenten lesbar, aber wir hoffen, dass er irgendwann freigegeben wird:

Wie Fleischkonsum Epidemien  begünstigt

 

Außerdem noch ein Link zu einem Artikel des "Tagesspiegel":

Artensterben und Naturzerstörung - Dieses Virus ist auch Preis unserer Ausbeutung der Natur

 

Dann noch ein Link zu einem Interview mit Christian Dorsten im "Stern":

Alles zum Coronavirus

 

Weiterhin gibt Matthias Horx im "Kurier" Denkanstöße zu diesem Thema:

Matthias Horx: "Das ist ein historischer Moment"

 

Auch in einem Interview mit dem US-Virologen Dennis Carroll  im Deutschlandfunk wird der Zusammenhang zwischen  bestimmten Formen der Tierhaltung und einem Übergreifen von Viren hervorgehoben:

Coronavirus - "Forscher hatten so ein Virus schon länger auf dem Radar"

 

Weiteres zum Thema auf 3sat:

Corona - was sagt die Wissenschaft

scobel - Corona, Ehtik und der Mensch

 

Eine Analyse von Prof. Dr. med. Dr. h.c. Paul Robert Vogt:

Covid-19 - eine Zwischenbilanz